Advents- und Weihnachtskalender
1. Dezember - Leben in der Wüste
Wort aus der Bibel:
Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Lichte des Herrn! (Jes 2,5)
Impuls für den Tag:
Nicht die feste Burg, sondern die Oase ist ein angemessenes Bild für unser kirchliches Leben. Die Oase lebt mitten in der Wüste von ihrer tiefen Quelle. Das reichliche Wasser gibt Lebensraum.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte Kirche+Leben
2. Dezember - Sprudelnde Quelle
Wort aus der Bibel:
An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, der dasteht als Zeichen für die Nationen. (Jes 11,10)
Impuls für den Tag:
Je mehr Wasser aus der Quelle, von der die Oase lebt, sprudelt, um so weiter breitet sie sich in die Wüste hinein aus. Eine Oase ist keine starre Größe mit festen Grenzen.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte Kirche+Leben
3. Dezember - Quellen befreien
Wort aus der Bibel:
An jenem Tag wird der Herr auf dem Berg Zion für alle Völker ein Festmahl geben mit feinsten Speisen. (Jes 25,6)
Impuls für den Tag:
Das Bild der Oase lädt uns ein, dass wir uns auf unsere christlichen Quellen besinnen. Vielleicht müssen wir sie von mancherlei Geröll und Sand, die sich darauf gelegt haben, befreien.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte Kirche+Leben
4. Dezember - Öffnet die Tore
Wort aus der Bibel:
Öffnet die Tore, damit ein gerechtes Volk durch sie einzieht! (Jes 26,2a)
Impuls für den Tag:
Von Quellen kann neues Leben ausgehen. Sie können die Wüste verändern und manchen Pflanzen, die schon ausgetrocknet und abgestorben erscheinen, neue Lebenskraft geben.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte Kirche+Leben
5. Dezember - Christsein in Gemeinschaft
Wort aus der Bibel:
Die Erniedrigten freuen sich wieder über den Herrn, und die Armen jubeln über den Heiligen Israels. (Jes 29,19)
Impuls für den Tag:
Christen versammeln sich. Niemand ist allein Christ. Zum Christsein gehört das erfahrbare Miteinander. Privates Christsein ist in Gefahr zu verdunsten. Herr, wir danken für das Geschenk der Zusammenkunft.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte Kirche+Leben
6. Dezember - Du wirst ein Kind empfangen
Wort aus der Bibel:
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. (Lk 1,31)
Impuls für den Tag:
Die Versammlung der Christen findet an einem festgesetzten Tag statt. Der Tag, an dem die Christen ihres Herrn gedenken, wird zum Herrentag, zum Sonntag. Sie versammeln sich am frühen Morgen.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte Kirche+Leben
7. Dezember - Sünden bekennen und Taufe empfangen
Wort aus der Bibel:
Johannes verkündete in der Wüste Juda: Kehrt um! Das Himmelreich ist nahe. (Mt 3,1)
Impuls für den Tag:
Es geht um das Himmelreich, auf das die Menschen am Jordan warten. Dabei ist es erstaunlich, dass diese abenteuerliche Gestalt Johannes die Leute so fasziniert, dass sie ihm ihre Sünden bekennen und sich von ihm haben taufen lassen.
Wie lange das wohl gedauert hat? Wieviel Leute das wohl waren, die da aus Jerusalem und "ganz Judäa" kamen? Und wie muss man sich das vorstellen? War das wie bei einer Beichte früherer Tage, wo lange Schlangen standen, um im "Beichtstuhl" ihre Sünden zu bekennen und die Lossprechung zu bekommen?
Einen Beichtstuhl hatte der Täufer bestimmt nicht, und ich kann mir gut vorstellen, dass die Leute ganz dicht standen. Sie hörten wahrscheinlich auch, was die anderen dem Täufer sagten, aber ist das so schlimm? Schließlich wissen die Leute ja oft ganz gut, was der andere auf dem Kerbholz hat, und sie wissen, dass das eigene Leben mit seinen Grenzen und Fehlern, mit Schuld und Sünde auch ziemlich transparent ist. Ist es schlimm, wenn andere das Sündenbekenntnis hören? Schließlich geht es für sie alle um das Himmelreich, und im Himmelreich weiß wahrscheinlich jeder vom anderen, wer er ist und wie er zu seinem Gott steht: Da gibt es keine Geheimnisse!
Text: Ulrich Zurkuhlen | Foto: Michael Bönte Kirche+Leben
8. Dezember - Sonne Jesus Christus
Wort aus der Bibel:
Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern, Wonne und Freude stellen sich ein. (Jes 35,10b)
Impuls für den Tag:
Vor Sonnenaufgang: Das kann ein Hinweis auf die Auferstehungsberichte der Evangelien sein, in denen vom Aufgang der Sonne die Rede ist. Am Sonntag gedenken wir der Auferstehung Jesu Christi.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
9. Dezember - Wie ein Hirt
Wort aus der Bibel:
Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. (Jes 40, 11)
Impuls für den Tag:
Der festgesetzte Tag, der Sonntag, ist in der christlichen Gesellschaft zum arbeitsfreien Tag, zum Feiertag geworden. Als solcher hält er die Erinnerung an Jesus Christus, den Herrn, lebendig.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
10. Dezember - Sonntag feiern
Wort aus der Bibel:
Der Herr wird nicht müde und matt, unergründlich ist seine Einsicht. (Jes 40,28b)
Impuls für den Tag:
Die gläubigen Juden haben auch in der Zerstreuung durch alle Jahrhunderte überlebt, weil sie treu den Sabbat beachteten. Diese Erfahrung zeigt uns, wie wichtig es für uns ist, den Sonntag zu feiern.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
11. Dezember - Hügel lassen Ströme hervorbrechen
Wort aus der Bibel:
Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und Quellen inmitten der Täler. (Jes 41,18a)
Impuls für den Tag:
Zum Sonntag der Christen gehört – ähnlich wie zum Sabbat der Juden – auch eine bestimmte Sonntagskultur, bis in Formen des Lebensstils und der Kleidung hinein.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Petra Eßmann, Kirche+Leben
12. Dezember - Ich lehre dich!
Wort aus der Bibel:
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und dich auf den richtigen Weg führt. (Jes 48,17)
Impuls für den Tag:
Man erkennt Juden daran, dass und wie sie den Sabbat begehen. Ähnlich erkennt man Christen daran, ob und wie sie den Sonntag feiern. Die Christen kommen zusammen, um Christus als Gott anzubeten.
Text: Reinhard Lettmann
13. Dezember - Jesus Christus ist der Herr
Wort aus der Bibel:
Elija, du wurdest im Wirbelsturm nach oben entrückt, in Feuermassen himmelwärts. (Sir 48,9)
Impuls für den Tag:
Die Mitte des christlichen Glaubens ist: Jesus Christus ist der Herr. Das ist die Urform des christlichen Glaubensbekenntnisses. Jesus Christus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Norbert Göckener
14. Dezember - Freuet euch!
Wort aus der Bibel:
Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. (Mt 11,10)
Impuls für den Tag:
Die adventlichen Texte malen das kommende Gottesreich in wunderbaren Farben und herrlichen Bildern. Das ist schon beim Propheten Jesaja und bei etlichen anderen Propheten so: Die bis dahin nichts sehen konnten, erblicken das Kommende mit offenen Augen. Die Gehörlosen werden hellhörig für die Botschaft des Kommenden. Die, die wie gelähmt leben, hüpfen vor Begeisterung, und die, die bisher nichts zu sagen hatten, werden zu Verkündigenden. Und wenn von der Natur gesagt wird, dass sie sich wieder zum Paradiesesgarten Eden zurückverwandelt, ist auch das ein starkes Bild für das Kommende in dieser so bildreichen Verkündigung. Alles ist auf Freude und Jubel angelegt, und so heißt dieser dritte Adventssonntag mit der alten liturgischen Bezeichnung "Gaudete" – "Freuet euch!" Dieser Appell zur Freude darf allerdings nicht bürgerlich-weihnachtlich missverstanden werden. Es geht nicht darum, dass Menschen, besonders Kinder, sich auf das kommende Fest freuen sollen, sondern dass das bereits kommende Gottesreich den Menschen eine unbändige Freude bringt. Dass sogar Kummer und Seufzen, unsere täglichen Wegbegleiter, vergangen sein werden, macht den Menschen wirklich glücklich.
Text: Ulrich Zurkuhlen | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
15. Dezember - Versprochen
Wort aus der Bibel:
Nie weicht von Juda das Zepter, der Herrscherstab von seinen Füßen, bis der kommt, dem er gehört. (Gen 49,10)
Impuls für den Tag:
Gott hat Interesse am Menschen. Das unterscheidet ihn von allen selbst gemachten und selbst ernannten Göttern. Sie halten nicht, was sie versprechen. Sie erweisen sich als Brunnen, die ohne Wasser sind.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Markus Nolte, Kirche+Leben
16. Dezember - Gerechtigkeit
Wort aus der Bibel:
Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit. (Jer 23,6b)
Impuls für den Tag:
Die selbst gemachten Götter aus Holz oder Metall sind noch verhältnismäßig harmlos. Gefährlicher ist es, wenn Menschen sich selbst oder ihre eigenen Ideen an die Stelle Gottes setzen.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Archiv
17. Dezember - Gott hat das Leben
Wort aus der Bibel:
Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut. (Lk 1,25a)
Impuls für den Tag:
Gott hat das Leben aus sich selbst. Die selbst ernannten Götter leben von Menschen. Wie Vampire saugen sie die Menschen aus. Sie machen sich die Menschen untertan oder unterwerfen sie ihren Ideen.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Archiv
18. Dezember - Seht, die Jungfrau
Wort aus der Bibel:
Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären. (Jes 7,14)
Impuls für den Tag:
Gott lädt uns ein, dass wir uns ihm zuwenden: "Es gibt keinen Gott außer mir; außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott. Wendet euch mir zu, und lasst euch erretten."
Text: Reinhard Lettmann |
Foto: Clemensschwestern, Norbert Göckener
19. Dezember - Glauben, was der Herr sagt
Wort aus der Bibel:
Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. (Lk 1,45)
Impuls für den Tag:
Die selbst gemachten und selbst ernannten Götter haben Interesse an uns, solange wir ihnen nützen und sie uns gebrauchen können. Wenn das nicht mehr der Fall ist, verlieren sie ihr Interesse an uns.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Archiv
20. Dezember - Gottes Ohr an meinem Herzen
Wort aus der Bibel:
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. (Lk 1,49)
Impuls für den Tag:
Gott aber hat bleibendes Interesse an uns Menschen. Sein eigener Sohn ist Mensch geworden. Gott lässt uns nicht fallen. Gott hat sein Ohr an meinem Herzen, er weiß um mich.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
21. Dezember - In die Tat umsetzen
Wort aus der Bibel:
Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen. (Mt 1,20)
Impuls für den Tag:
Manchmal scheint es so, als komme der heilige Josef in den Kindheitsgeschichten Jesu doch ein bisschen zu kurz; er wird als Schweigender und als Träumender dargestellt – aber als einer, der die Botschaften Gottes hört, versteht und in die Tat umsetzt.
Von Josef ist kein einziges Wort überliefert, aber von seinen Gedanken erfahren wir heute im Evangelium. Er ist kein willenloses Werkzeug Gottes, sondern er macht sich seine Gedanken, aber nur bis zu dem Augenblick, als Gott ihm seinerseits seine Gedanken und Pläne erschließt. Da ist es so wunderbar, dass Josef die Gottesbotschaften durch Engel bekommt, aber im Traum. Während Lukas in seinem Evangelium die Engel in der wahrnehmbaren Wirklichkeit auftreten lässt, kommen bei Matthäus die Engel im Traum vor.
Das ist der Ort, an dem manchmal auch uns verschlüsselte Gedanken auftauchen. Träume und Engel: Vielleicht sind sie ganz dicht beieinander. Josef aber nimmt die Weisung an, überlegt nicht lange, sondern realisiert am nächsten Tag, was er in der Nacht erfahren hat. Er nimmt Maria zu sich; denn durch den Engel im Traum weiß er um ihr Geheimnis – um ihr welterlösendes Geheimnis.
Text: Ulrich Zurkuhlen | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
22. Dezember - Beschenkt
Wort aus der Bibel:
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen! (Lk 1,53)
Impuls für den Tag:
Advent – diese Tage machen mir wie keine anderen im Jahr bewusst, in welchen Spannungen ich lebe: die Kluft zwischen dem, wie ich sein möchte, und dem, wie ich bin.
Text: Andrea Schwartz | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
23. Dezember - Mit Gott auf dem Weg
Wort aus der Bibel:
Es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war. (Lk 1,66b)
Impuls für den Tag:
Manchmal, in ganz stillen Abendstunden, taucht ein Bild in mir auf: eine junge schwangere Frau, in Gewand und Tuch gekleidet, wandernd durch die Berge Judas auf dem Weg zu ihrer Freundin.
Text: Andrea Schwartz | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
24. Dezember - Im Mittelpunkt des Lebens
Wort aus der Bibel:
Ich will für ihn Vater sein, und er wird für mich Sohn sein. (2 Sam 7,14a)
Impuls für den Tag:
Das erste Wort, das die christliche Gemeinde spricht, hat Jesus Christus zum Inhalt. Die Kirche muss sich zu vielem äußern. Ihr erstes Wort aber muss Jesus Christus sein. Von ihm muss sie sprechen. Er steht im Mittelpunkt ihres Lebens.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
25. Dezember - Erbe des Weltalls
Wort aus der Bibel:
In dieser Endzeit hat Gott zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er die Welt erschaffen hat. (Hebr 1, 2)
Impuls für den Tag:
Alle Texte der Weihnachtsliturgie sind von konzentrierter Wucht, aber sie stehen alle auch ein wenig im Schatten der uns so sehr vertrauten Weihnachtsgeschichte des Lukas, die das Bild von Weihnachten so nachdrücklich geprägt hat. Es lohnt sich, sich auch den anderen Texten zuzuwenden, um das Geheimnis der Menschwerdung zu erschließen. Da scheint mir der Text aus dem Hebräer-Brief besonders aufregend und anregend zu sein: Dieser Sohn, der da als Kind in der Krippe liegt, ist der "Erbe des Weltalls"! Gott ist zwar eigentlich der Besitzer des Alls, aber er hat seinen Sohn zum Erben eingesetzt. Nicht nur wir Menschen gehören zum Erbe, das Gott seinem Sohn gegeben hat, sondern das ganze Weltall. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Botschaft für glaubende Christen ein Grund zu grenzenloser Freude ist, für die nicht Glaubenden aber ein Ärgernis: Dieses Weltall, das die Forscher zu ergründen suchen, ist Besitz und Eigentum dessen, der, noch unmündig, als kleines Kind auf die Welt gekommen ist, in die Welt also, die ihm gehört.
Text: Ulrich Zurkuhlen
26. Dezember - Eine Lösung
Wort aus der Bibel:
Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. (Mt 10,20)
Impuls für den Tag:
Die junge Christengemeinde in Jerusalem stand vor einer Zerreißprobe: In der Gemeinde gab es Gruppen unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Da waren die Menschen hebräischer Abstammung, die wohl in Jerusalem einen großen Teil der Bevölkerung ausmachten; es gab Nordafrikaner, und es gab die vermutlich beachtlich große Gruppe der "Hellenisten", also der Menschen griechischer Abstammung. Sie alle waren jüdischen Glaubens, aber mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Es geht hier also noch nicht um den Streit zwischen Judenchristen und Heidenchristen, der später die jungen Gemeinden vor große Probleme stellte. Sondern hier geht es darum, die griechisch sprechenden Juden in der Struktur der jungen Gemeinde genügend zu berücksichtigen; offenbar waren die Hebräer sehr dominant. Die Gemeinde löst das Problem souverän: Sie schafft ein neues Amt, die Diakone, und setzt sieben "griechische" Gemeindemitglieder in dieses Amt ein. Damit löst sie dieses ethnische Problem; ein Modell vielleicht für manche unserer ethnisch gemischten Gemeinden heute?
Jedenfalls brachte ausgerechnet dieses neue Amt den ersten Blutzeugen der Kirche hervor: Stephanus!
Text: Ulrich Zurkuhlen | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
27. Dezember - Verkündigen in der Wirklichkeit
Wort aus der Bibel:
Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch. (1 Joh 1,3a)
Impuls für den Tag:
Das Geheimnis der Heiligen Nacht fordert uns heraus. Es entführt uns nicht in eine Traumwelt, in ein Land schöner Phantasie. Stall und Krippe erinnern uns an die harte Wirklichkeit des Lebens.
Text: Reinhard Lettmann | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
28. Dezember - Das Kind mit der Mutter
Wort aus der Bibel:
Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. (Mt 2,21)
Impuls für den Tag:
Josef zieht also mit seiner Familie nach Galiläa, in das Dörfchen Nazaret; dort lässt er sich nieder. So erzählt es Matthäus.
Mir fällt diese seltsame Formulierung immer wieder auf: "das Kind mit seiner Mutter", also nicht umgekehrt, "die Mutter mit dem Kind". In einer sehr feinen, diskreten Weise hat der Evangelist hier wohl eine Rangordnung beschrieben. Das Kind ist die Hauptperson, und die Mutter ist "Begleitperson", und Josef ist es erst recht. Auf das Kind kommt es an; seinetwegen sind auch die vielen herrlichen Geschichten der Evangelien geschrieben.
Was wird das Kind und später der Jugendliche in Nazaret gemacht haben? Schade, dass uns die Bibel von dieser spannenden Zeit nichts erzählt. Ist Jesus in die Schule seines Dorfes und seiner Religion gegangen? Wie hat er reagiert, wenn der Lehrer von Gott erzählte? Wie hat er die schwierigen Jahre der Pubertät durchlaufen? Hat er sich auf die Reise zu den wichtigsten Orten seiner Religion begeben? War er in Qumran? Was hat er gelesen? Wer waren seine Freunde in der Zeit seines Erwachsen-Werdens? Hat er Briefe geschrieben, und an wen? Schade, dass wir so wenig wissen.
Text: Ulrich Zurkuhlen | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
29. Dezember - Gesicht der Zeit
Wort aus der Bibel:
Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht; da gibt es für ihn kein Straucheln. (1 Joh 2,10)
Impuls für den Tag:
Mindestens zwei Gesichter hat die Zeit. Das eine ist uns immer zugewandt. Es ist die Zeit der Uhren, die gemessene und messbare Zeit. Darin verborgen ist das andere Gesicht, das sich in der Zeit ereignet.
Text: Theresia Hauser | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
30. Dezember - Qualität der Zeit
Wort aus der Bibel:
Die Welt und ihre Begierde vergeht; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. (1 Joh 2,17)
Impuls für den Tag:
Das andere Gesicht ist die Qualität der Zeit, der Inhalt: Arbeitszeit, Schulzeit, Sprechzeit, Schalterzeit. Auf diese Weise bezeichnet unsere Sprache die verschiedenen Inhalte oder Geschehnisse der Zeit.
Text: Theresia Hauser
31. Dezember - Stationen auf dem Weg
Wort aus der Bibel:
Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und ihr alle wisst es! (1 Joh 2,10)
Impuls für den Tag:
Da ist ein Weg, den wir gehen. Jeden Tag an einer neuen Station innehalten, sich jeden Tag Zeit nehmen zum Atemholen und still werden. Das bereichert und erfrischt unser Leben, orientiert uns neu und konzentriert uns auf das Wesentliche. Unser menschliches Leben ist ein Weg – aber ein Weg, der nicht an irdischen Stationen festhängen soll, sondern ein Weg, auf dem wir auf das Ziel der Ewigkeit Gottes vorbereitet werden sollen.
Wo ein Weg ist, da können wir gehen:
Einen Weg gehen, weg-gehen,
weg-gehen vom Lärm,
weg-gehen von der Hektik,
weg-gehen von der Fixierung auf uns selbst.
Auf ebnem Weg lasse ich etwas hinter mir:
Belastungen, Ärger, Frustrationen.
Auf einem Weg habe ich etwas vor mir:
Klärung, Hoffnung, neue Horizonte.
Auf einem Weg bewege ich, was in mir ist:
Trauer, schwere Gedanken, Sorgen.
Text: Cornelia Mack
1. Januar - Mir geschehe, wie du gesagt hast!
Wort aus der Bibel:
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. (Lk 2,19)
Impuls für den Tag:
Es war eine kluge Entscheidung, dass bei der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil der Neujahrstag zum "Hochfest der Gottesmutter Maria" bestimmt wurde. Damit wurde "Neujahr" nicht etwa abgeschafft, aber der erste Tag des Jahres bekam einen neuen, geistlichen Charakter: Maria, die dem eben erst geborenen Gotteskind am nächsten stand – äußerlich wie innerlich –, setzt dem neuen Jahr einen besonderen Akzent auf. Sie bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. Und da gibt es viel zu bewahren: die sanfte Begegnung mit dem Engel, die Widrigkeiten des Lebens im Stall, die Begegnung mit den Armen und den Weisen, auch die Erinnerung an das eigene, mutige Wort "Mir geschehe, wie du gesagt hast!" – ein kurzes, aber lebensentscheidendes Gebetswort der Maria.
Und sie dachte darüber nach. Das bedeutet wohl, dass sie ihre Erfahrung mit Gott nicht kritisch seziert, sondern vertiefend meditiert. Was an ihr und mit ihr geschehen ist, wird zum Wegweiser des zukünftigen Lebens. Die Großtaten Gottes bleiben lebendige Erinnerung. Wünschen wir uns doch, dass wir aus der Gottesnähe unserer Berufung leben und sie meditierend immer mehr vertiefen.
Text: Ulrich Zurkuhlen | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
2. Januar - Liebe, die Krankes heilt
Wort aus der Bibel:
Was ihr von Anfang an gehört habt, soll in euch bleiben; dann bleibt ihr im Sohn und im Vater! (1 Joh 2,24)
Impuls für den Tag:
Göttliches Leben ist Liebe, überströmende, frei sich verschenkende Liebe: Liebe, die sich erbarmend zu jedem bedürftigen Wesen herabneigt; Liebe, die Krankes heilt und Totes zum Leben erweckt.
Text: Edith Stein | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
3. Januar - Seht das Lamm
Wort aus der Bibel:
Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt. (Joh 1,29b)
Impuls für den Tag:
Glück ohne Schatten, Liebe ohne Grenzen, höchst gesteigertes Leben ohne Erschlaffen, kraftvolle Tat, die zugleich vollendete Ruhe und Gelöstheit von allen Spannungen ist – das ist ewige Seligkeit.
Text: Edith Stein | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
4. Januar - Kommt und seht!
Wort aus der Bibel:
Sie sagten: Meister, wo wohnst du? – Er antwortete: Kommt und seht! (Joh 1,38f)
Impuls für den Tag:
Was für Jesu Christi Göttlichkeit spricht, kommt nicht allein aus den Qualitäten seiner Menschlichkeit. Die Evangelien bezeugen, dass es dafür noch andere Wurzeln gibt, die nicht in der Zeit gewachsen sind.
Text: Franz Kamphaus | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
5. Januar - Geschenk der Liebe
Wort aus der Bibel:
Wir sind aus dem Tod in das Leben hinüber gegangen, weil wir die Brüder lieben. (1 Joh 3,14)
Impuls für den Tag:
Es ist das große Geheimnis der persönlichen Freiheit, dass Gott selbst davor Halt macht. Er will die Herrschaft über die geschaffenen Geister nur als ein freies Geschenk ihrer Liebe.
Text: Edith Stein | Foto: Anselm Thissen
6. Januar - Gekommen, um anzubeten
Wort aus der Bibel:
Sie gingen in das Haus, sahen das Kind und Maria, seine Mutter, fielen nieder und huldigten ihm. (Mt 2,11)
Impuls für den Tag:
Wir erinnern uns noch gut an den Weltjugendtag in Köln vor etwas mehr als einem Jahr; er stand unter dem Motto "Wir sind gekommen, um anzubeten!" Und so haben es die vielen Jugendlichen aus aller Welt getan: Sie haben Christus angebetet und um seine Hilfe im täglichen Leben gebetet. Sie brauchen diese Hilfe; denn in manchen Ländern der Erde leben junge Leute in ziemlich erbärmlichen Verhältnissen. So wie Jesus damals. Manchmal kann man den Eindruck haben, dass die Weisen aus dem Morgenland im Stall zu Betlehem ein wenig fremd in ungewohnter Umgebung waren. Aber sie haben angebetet! Und sie kehrten als verwandelte Menschen zurück.
Im Kölner Dom befinden sich die Gebeine der drei Weisen, jedenfalls sieht es so die fromme Tradition. Gut, dass wir sie so nahe bei uns haben. Denn sie zeigen: Auch der längste Weg der Sehnsucht führt zum Ziel. Das Ziel zeigt sich bisweilen anders, als man es sich vorgestellt hat. Aber vielleicht gehen einem dann die Augen auf, und die Nähe des Herrn Jesus Christus macht das Herz tanzen. Nach langem Weg endlich am Ziel ankommen und verwandelt werden: Das ist die Geschichte der drei Weisen.
Text: Ulrich Zurkuhlen | Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben