„Fürchte dich nicht!“ So spricht der Engel – nicht nur zu Josef und Maria, auch schon zu Hagar und Elija. Insgesamt einundsiebzigmal ist dieser Ausruf des Vertrauens in der Bibel erwähnt; oftmals richtet er sich an eine konkrete Person, manchmal auch an mehrere, wie den Hirten. Menschen sprechen ihn aus. Doch zumeist ist es Gott, der Herr, selbst – in einer Vision – sein Engel. Furcht ist nicht Angst, sondern meint das Respekt-Haben, die Achtung haben vor etwas Besonderem, Großem, nicht Erwartbarem. Deshalb sprechen wir auch von Gottesfurcht; sie meint die Ehrfurcht, die Ehre vor dem Herrn. Ist Ihnen, Euch, Dir in diesem Jahr dieser Zuspruch begegnet: „Fürchte dich nicht!“? Wann? Oder begegnete eher die Frage: Hast Du Angst? Vor einem Virus? Was da seit März mitten in unser Leben hereingebrochen ist – die Corona-Pandemie –, treibt uns um, weil Gewohntes und für selbstverständlich Gehaltenes in Frage gestellt wird. Für eine Gesamtdeutung ist es noch zu früh. Doch sehe ich in der Existenz dieses Virus, das die ganze Welt in Atem hält, einen Wink Gottes, seine Anrede an uns, die da lautet: ‚Begreife, Mensch, dass nicht Du die Natur im Griff hast, sondern die Natur Dich. Schau an, wie Du mit der von mir Dir übergebenen Erde umgehst. Wie lebst du? Der Wohlstand ist erarbeitet, Dir letztlich nur geliehen. Hege und pflege diese Erde, beute sie nicht aus, teile mit Menschen, nimm Dir Zeiten der Ruhe.‘ Es geht um die (Ehr)Furcht vor der Natur, letztlich vor Gott.
Manches seit März war schmerzhaft: wenige bis gar keine Kontakte zu Menschen – gerade zu den alten und kranken –, keine Feiern, berechtigte Berufsexistenzsorgen, zeitweise keine Gottesdienste zum Mitfeiern – und das vor allem an den Drei Österlichen Tagen. Und doch in all dem: Hilfe von Mensch zu Mensch – nicht nur mit den digitalen Medien –, Neuaufbrüche – auch in unserer Pfarrei.
Ich bin froh, dass seit März Priesterkandidat Lars Rother und seit August Pastoralreferentin Antonie Krapf unter uns weilen. Mit neuen Ideen beleben sie unsere Gemeinde. Mein Dank gilt an dieser Stelle noch einmal Eva Maria Jansen für ihr nahezu 25jähriges und leidenschaftliches Wirken in unserer Pfarrei. Besonders möchte ich mich an dieser Stelle bedanken bei denen, die im vergangenen Dreivierteljahr große Verantwortung auf sich genommen haben: das sind die Erzieherinnen in unseren Kindergärten mit ihren Leiterinnen und der Verbundleiterin, das sind die Lehrerinnen, Lehrer und Angestellten unserer Realschule mit ihrem Leiter, das sind die Mitarbeiterinnen unserer Büchereien, das sind unsere Pfarrsekretärinnen und unsere Küster mit ihren Vertretungen und es sind Sie, liebe Gläubige, die Sie seit Monaten mit Ihrem Ordnerdienst mithelfen, dass wir in unserer Pfarrei verantwortungsvoll Gottesdienste feiern können.
Ihnen allen sowie denen, die in dieser Adventszeit besondere liturgische Angebote vorbereitet und durchgeführt und die wieder die Krippenlandschaften mit ihren Tannen und Lichtern aufgebaut haben, den Mitgliedern unserer kirchlichen Gremien, Gruppierungen, Verbände und Vereine: Ihnen allen von Herzen „Vergelt’s Gott“! Ich wünsche Ihnen und Euch, besonders denen, die in diesem Jahr Enttäuschung und Krankheit erleben und die angesichts des Todes eines lieben Menschen tiefen Schmerz erleiden mussten, die tröstende Botschaft des Engels Gabriel: „Fürchte dich nicht!“ und die Erfahrung, dass Gott wirklich der „Immanuel“ ist, der „Gott mit uns“!
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein hoffnungsfrohes neues Jahr 2021!
Ihr Clemens Lübbers