Zwar findet man vielerorts Kirchen mit besonders wertvollen Orgeln, deren Klangeindruck der Besucher sich auf einer Präsentations-CD mit nach Hause nehmen kann. Auch von den Orgeln in Sendenhorst und Albersloh sind bereits solche Tonträger erschienen. Was der Sendenhorster Kantor Winfried Lichtscheidel aber nun auf den Tisch legt, sprengt die Grenzen des Normalen bei weitem.
Schon lange trug Lichtscheidel sich mit dem Gedanken, die Symphonien von Charles Marie Widor auf CD zu brennen, denn die groß angelegten und farbigen Kompositionen des großen französischen Romantikers übten seit jeher eine große Faszination auf ihn aus. Widor (1844 bis 1937) gehörte zu den einflussreichsten französischen Musikern seiner Zeit. Er war der erste, der den Begriff „Symphonie“ auf die Orgelmusik übertrug und folgerichtig die Orgel als ein Instrument behandelte, das einem großen Symphonie-Orchester gleichwertig war.
Für Lichtscheidel, der mit der Sendenhorster Woehl-Orgel ein für diese Musik ideal geeignetes Instrument an die Hand bekam, war von Anfang an klar, dass er sich der besonderen technischen und klanglichen Herausforderung von Widors Musik unbedingt stellen wollte. In unermüdlicher Arbeit studierte er das umfangreiche, technisch hoch anspruchsvolle Werk ein, feilte an der Registrierung und den interpretatorischen Nuancen, bis alles auf den Punkt stimmte.
Schließlich konnten die Aufnahmen gemacht werden. Das CD-Label „Ambiente Audio“, das sich durch die Herausgabe von besonders überzeugenden Interpretationen vieler klassischer Raritäten einen Namen gemacht hat, nahm sich des gewaltigen Vorhabens an und fertigte in nächtelanger akribischer Arbeit professionelle Aufnahmen aller zehn Widor-Symphonien in der Pfarrkirche St. Martin an. So entstand eine groß angelegte CD-Edition, die nun als Album mit sechs CDs auf den Markt gekommen ist.
Auf der Homepage von Ambiente-Audio wird die tontechnisch sehr aufwändig umgesetzte Produktion als CD des Monats April vorgestellt. Erste Rezensionen zeigen sich begeistert. „Das Instrument hat so viele Vorzüge, dass der Organist sie für die Gesamteinspielung auch alle ausreizen kann. Die Einspielung ist eine große Freude, preisgünstig noch dazu. Der Organist ist ein Virtuose von Gottes Gnaden. Eine glückliche Verbindung von Musiker und Instrument“, heißt es da.
Mit seiner bemerkenswerten Widor-Einspielung macht Winfried Lichtscheidel nicht nur seinem Namen und der Sendenhorster Woehl-Orgel große Ehre, er stellt gleichzeitig eine international bedeutende Edition auf den Musikmarkt, die derzeit weltweit einzigartig ist und leistet so einen kulturell wichtigen Beitrag zur Pflege und Verbreitung des Werkes von Charles Marie Widor.
Am Sonntag wird Winfried Lichtscheidel einige repräsentative Auszüge aus seiner Widor-Einspielung in einem Live-Konzert präsentieren. Unter anderem wird dann auch die populäre „Toccata“ aus Widors fünfter Symphonie zu hören sein, die zu den bekanntesten Orgelstücken der Welt zählt.
Das komplette CD-Paket inklusive dem aufwändigen 40-seitigen Booklet kann bei dieser Gelegenheit für einen Sonderpreis von 20 Euro erworben werden. (Text: Heinz Braunsmann / veröffentlicht WN 11.04.2018)