Der ursprüngliche Plan war, die Pfarrkirche St. Martin innen zu streichen, damit sie heller und für die Besucher und Besucherinnen freundlicher wird. Das sollte eigentlich bereits geschehen sein, bevor St. Ludgerus in Albersloh renoviert und in weiten Teilen umgestaltet wurde. Doch dann kam vieles anders, blickte Pfarrer Clemens Lübbers am Samstagabend zurück. St. Ludgerus erstrahlt innen längst in neuem Glanz, und bei St. Martin hat das von den ersten Überlegungen über die mehrfach geänderte Planung und nicht erwartbare Widrigkeiten bis zur Fertigstellung etwa fünf Jahre gedauert. Nun ist es geschafft, und das wurde am Samstagabend (20. April) im Gotteshaus mit einem besonderen Festgottesdienst gefeiert.
Das lockte viele Menschen in die Kirche, schließlich war St. Martin für die Bauarbeiten, die weit über das Streichen hinausgingen, eindreiviertel Jahre geschlossen. „Was für ein Bild“, sagte Clemens Lübbers angesichts der vielen Menschen inklusive der Fahnenabordnungen der Vereine und Verbände, die sich auf den Weg gemacht hatten, die Wiedereröffnung, die vor allem von viel Gesang und Musik geprägt war, mitzufeiern. „Es ist geschafft“, bemerkte nicht nur der Geistliche mit einiger Erleichterung und großer Freude.
Lübbers blickte auch auf das zurück, was sich neben dem Innenanstrich seit dem Ausräumen der Kirche im September 2022 getan hatte. Innen im Denkmal ist fast alles neu und vieles anders. Dem Bekannten, das von Grund auf gereinigt und in Teilen reduziert wurde, wurde Neues und Hochmodernes hinzugefügt. Dazu gehören unter anderem ein Beichtzimmer, eine Toilette, der innen neu gestaltete Seiteneingang, neue Anlagen für Licht und Akustik, eine Familienkapelle, die Sakramentskapelle mit modernen Sitzgelegenheiten und eine multimediale Ausstattung, die nun erheblich mehr Präsentationsformen bietet. Und es gibt eine neue Heizungsanlage, weil sich bei den Arbeiten herausgestellt hatte, dass die alte ihren Dienst nicht mehr richtig versah. Das war ein Grund dafür, warum der Termin für die Wiedereröffnung mehrfach verschoben werden musste.
Alles zusammen hat etwa 1,3 Millionen Euro gekostet. Das Bistum beteiligt sich, aber die Gemeinde muss ordentlich „zubuttern“, machte Lübbers deutlich. „Jeder Cent ist wichtig“, warb der Pfarrer um weitere Spenden. Aber er sagte auch: „Wir schaffen das.“
Konzentrierung und Fokussierung auf das Wesentliche: Das war eines der Anliegen bei der Umgestaltung. In den beiden Seitenschiffen stehen nun keine Bänke mehr. Die Kirche soll Platz für Neues und zum Teil anderes bieten. Sie soll sich „zur Welt“ öffnen, erklärte Lübbers, womit in diesem Fall „die Stadt, in der wir leben“, gemeint sei. Vieles sei dabei möglich, und dass dazu auch Überraschendes gehören kann, machte Clemens Lübbers zum Ende des etwa zweistündigen Festgottesdienstes persönlich deutlich.
Nachdem er in seiner Begrüßung zu Beginn angedeutet hatte, dass die Kirche auch zum Tanzen da sei, zeigte er zum Schluss, was damit gemeint ist: Zur Musik vom Organisten und den Bläsern legte er im Mittelgang mit einer Besucherin eine flotte Sohle hin, was viele der Gottesdienstbesucher, unter denen auch Pfarrerin Ute Böning von der evangelischen Gemeinde war, mit Überraschung und Beifall quittierten, der auch die famose Leistung des Chores, der Solisten und der Bläser mit einbezog.
Apropos Organist: Für Kirchenmusiker Andreas Müller war der Festgottesdienst eine Premiere. Als er seinen Dienst in der Kirchengemeinde angetreten hatte, war St. Martin mit seiner prominenten Woehl-Orgel bereits geschlossen. Nun nahm er erstmals offiziell am Instrument auf der Empore Platz. Zwischendurch hatte er allerdings einige Wege zurückzulegen, denn neben dem Orgelspiel dirigierte er hinter dem näher an die Gemeinde herangerückten Altartisch den Chor und die Bläser.
Der Festgottesdienst lockte viele Menschen in die Kirche, und nun hofft die Gemeinde, dass es im Alltag auch so sein wird. Dem soll auch etwas nachgeholfen werden, um es mal etwas flapsig auszudrücken. „Wir werden euch mit vielen kleinen, feinen Angeboten locken“, kündigte Clemens Lübbers im 1865 eingeweihten Gotteshaus an. Und dabei seien alle „gleichwertig und gleich wichtig“.
Und dann war es nach vielen Dankesworten an die Handwerker, die Architekten und die Ehrenamtlichen, die sich in vielerlei Hinsicht beteiligt hatten, soweit: Beim Empfang im hinteren Teil von St. Martin wurde auf die „neue“ Kirche angestoßen. (Westfälische Nachrichten 22.04.2024 - Josef Thesing)