Hinsehen, erkennen und handeln – unter diesem Motto setzen sich Haupt- und Ehrenamtliche für eine Kultur der Achtsamkeit ein. Mit einem Institutionellen Schutzkonzept (ISK), zu dessen Erstellung das Bistum Münster alle Pfarreien und Einrichtungen verpflichtet hat, möchten sie Grenzverletzungen, Übergriffen und sexuellem Missbrauch vorbeugen. Begleitet werden sie von Doris Eberhardt, Präventionsfachkraft des Bistums.
Während einige Pfarreien im Dekanat Ahlen-Beckum bereits kurz vor der Veröffentlichung ihres Konzeptes stehen, hat die Sendenhorster Pfarrei den Pfarrerwechsel abgewartet und ist vor wenigen Wochen mit dem Prozess gestartet. Am 11. und 12. Mai informierte Pfarrer Clemens Lübbers in den Gottesdiensten über das Thema. „Die Katholische Kirche im Bistum Münster hat seit dem Bekanntwerden der ersten Fälle von sexuellem Missbrauch im Jahre 2010 viel unternommen, um jeglichem Missbrauch vorzubeugen“, betonte er. Lübbers nannte unter anderem die Präventionsschulungen, bei denen bistumsweit mehr als 50.000 Menschen, die regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt sind, geschult wurden. Mit dem Schutzkonzept solle nicht ein Raum von Verunsicherung und Verdächtigung entstehen, im Gegenteil: „Der Blick auf das, wie wir in unserer Pfarrei leben, reden und tun, soll sensibilisiert werden hin zu einem respektvollen und achtsamen Umgang unter- und miteinander.“ (Predigt)
Im ISK werden Maßnahmen festgelegt, die das Risiko sexualisierter Gewalt in den kirchlichen Einrichtungen senken. Zehn Haupt- und Ehrenamtliche, darunter Mitglieder des Pastoralteams, der Gremien und der kirchlichen Einrichtungen, haben sich in Sendenhorst und Albersloh dafür zusammengeschlossen. Im Laufe des Jahres werden sie Handlungsleitfäden entwickeln und überlegen, wie die Persönlichkeit von Minderjährigen gestärkt werden kann. Außerdem werden sie Beschwerdewege einrichten, einen Verhaltenskodex entwickeln und auf Aus- und Fortbildungen hinweisen. Dabei möchten sie alle einbeziehen: In den kommenden Wochen werden die Verantwortlichen deshalb auf die Gruppen, Einrichtungen und Gremien der Pfarrei zugehen.
„Sich gemeinsam für den Schutz von Kindern und Jugendlichen einzusetzen, liegt allen am Herzen“, weiß Doris Eberhardt. Das ISK biete durch Kommunikation, Vernetzung und Transparenz einen Handlungsrahmen und entlaste die Haupt- und Ehrenamtlichen. Das Schutzkonzept, da ist sie sich sicher, sei aber nur ein Teil: „Gelebte Prävention ist ein langfristiger Prozess, der mit der Haltung der Menschen zu tun hat und auch in die Strukturen der Pfarrei einfließen muss“, sagt die Präventionsfachkraft.
Der Meinung ist auch Tanja Tiedeken. „Prävention geht über sexuellen Missbrauch hinaus“, sagt die Pastoralreferentin und Schulseelsorgerin. Es gehe um das Zwischenmenschliche. „Wenn wir hier klare Regeln benennen und festhalten, führt das zu einer Sensibilisierung.“
Bildunterschrift: Begleitet von der Präventionsfachkraft Doris Eberhardt (4. von links) entwickeln Haupt- und Ehrenamtliche der Pfarrei in Sendenhorst und Albersloh ein Institutionelles Schutzkonzept.
Text/Foto: Ann-Christin Ladermann